Auch zwölf Jahre nach dem Massaker vom 28.9.2009 wurden die Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft gezogen. Damals wurden mehr als 150 Personen außergerichtlich hingerichtet, über 1500 verletzt und viele Frauen öffentlich vergewaltigt, als die Sicherheitskräfte eine friedliche Demonstration gegen die autoritäre Regierung des damaligen Präsidenten Camara gewaltsam beendeten.
Amnesty International fordert gemeinsam mit fünf weiteren Organisationen, schnellstmöglich ein Verfahren zu eröffnen. Nach dem Staatsstreich vom 5.9.2021 wäre dies ein starkes Zeichen dafür, dass die Behörden nun dem Schutz der Menschenrechte und dem Kampf gegen die Straflosigkeit Priorität einräumen. Mamady Doumbouya, Chef des „Nationalen Komitees zum Zusammenschluss und zur Entwicklung“ CNRD kündigte nach dem Putsch an, Gerechtigkeit werde der Kompass sein, der alle Bürgerinnen und Bürger Guineas leite. Nun ist es wichtig, dass diesen Worten Taten folgen.
Bereits 2017 wurden die Ermittlungen zum Stadion-Massaker abgeschlossen und die Regierung Guineas kündigte an, ein Verfahren zu eröffnen. Im Januar 2020 erklärte der Justizminister Mohammed Lamine Fofana gegenüber den Vereinten Nationen erneut, dass seine Regierung „eindeutig“ die Eröffnung des Verfahrens unterstütze, sobald der Bau des Verhandlungssaals abgeschlossen sei. Doch auch im darauffolgenden Jahr gab es keinerlei Fortschritte im Hinblick auf den Prozess. Der im Juni 2020 ernannte Justizminister Mory Doumbouya erklärte ebenfalls, den Prozess zu unterstützen. Jedoch sei dessen Organisation Aufgabe der Justiz. Mehrere Männer, die im Zusammenhang mit den Tötungen und Vergewaltigungen im Stadion angeklagt waren, hatten bis zum Staatsstreich vom 5.9.2021 nach wie vor einflussreiche Posten inne – insbesondere Moussa Tiegboro Camara.
Hier findet ihr die vollständige Pressemitteilung (auf Französisch und Englisch).