Am 20. Oktober 2022 fanden in N’Djamena und anderen Teilen des Landes Demonstrationen gegen die Verlängerung der politischen Transitionsphase um zwei weitere Jahre und für die Übergabe der Macht an die Zivilbevölkerung statt. Hunderte Menschen versammelten sich nach einem Aufruf mehrerer Oppositionsparteien und Organisationen der Zivilgesellschaft.
Der Premierminister gab die vorläufige Zahl der Toten mit 50 und die der Verletzten mit 300 Personen an. Er kündigte die Einsetzung einer Justizkommission an, um die Verantwortlichkeiten zu klären.
“Die Unterdrückung der Demonstrationen muss sofort aufhören”
Als Reaktion auf die Niederschlagung der Proteste und den Tod von Demonstranten sagte Samira Daoud, Regionaldirektorin von Amnesty International für West- und Zentralafrika:
“Heute Morgen kam es in N’Djamena und anderen Teilen des Landes zu heftigen Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstrierenden. Nach ersten Berichten von Amnesty International haben die Sicherheitskräfte wie im April 2021 oder im Januar 2022 in Abéché mit scharfer Munition auf die Demonstrierenden geschossen und mehrere Dutzend Menschen, darunter ein Kind, getötet. Wir fordern die tschadischen Behörden auf, die exzessive Gewaltanwendung gegen die Demonstrierenden sofort einzustellen.
Amnesty International erinnert daran, dass die Anwendung von Gewalt bei der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung ausschließlich dann erlaubt ist, wenn sie zwingend notwendig und verhältnismäßig ist. Der Einsatz von Schusswaffen ist verboten, es sei denn, dass unmittelbare Gefahr für Leib und Leben besteht.
Das Recht auf friedliche Versammlung ist in nationalen und internationalen Texten verankert, darunter auch in den Leitlinien der Afrikanischen Kommission für Menschenrechte und Rechte der Völker. Diese Bestimmungen müssen eingehalten werden, damit jede Person ihre Meinung frei und ohne Angst um ihr Leben äußern kann.
Die Behörden müssen unverzüglich Maßnahmen ergreifen, um die Urheber der rechtswidrigen Tötungen zu ermitteln und vor Gericht zu stellen.”