Sierra Leone: Diamantenabbau bedroht Lebensgrundlage benachbarter Gemeinden

Diamantstruktur

Diamantstruktur

Beitragsbild: Photo by Daniele Levis Pelusi on Unsplash

Seit Jahren fördert das Unternehmen Meya Mining im Distrikt Kono in Sierra Leone Diamanten – mit schwerwiegenden Auswirkungen für die angrenzenden Gemeinden. Sie leiden vor allem unter der Verschmutzung des Trinkwassers und dem Verlust landwirtschaftlicher Flächen. Die Behörden von Sierra Leone müssen die Auswirkungen des Diamantenabbaus auf die grundlegenden Rechte der betroffenen Menschen besser untersuchen. Außerdem müssen die Betroffenen wirksam Beschwerde einlegen können.

Die Regierung von Sierra Leone muss sich weiter für den Schutz der Menschenrechte aller Personen einsetzen, die in der Nähe der von Meya Mining im Osten des Distrikts Kono betriebenen Diamantenmine leben. Darüber hinaus muss das Unternehmen Meya Mining seiner menschenrechtlichen Verantwortung nachkommen und auf die Bedenken der benachbarten Gemeinden eingehen.

Zwischen 2018 und 2021 führte Amnesty International eine Untersuchung über die Auswirkungen der Bergbauaktivitäten von Meya Mining im Distrikt Kono durch und hat dafür 128 Einwohner*innen befragt. Die Recherchen förderten zahlreiche Beeinträchtigungen der Gemeinden im Umfeld der Diamantenmine zutage. Dazu zählen verschmutztes Wasser in Bohrlöchern des Unternehmens und Gefahren für die in der Nähe der Diamantenmine lebenden Gemeinschaften beispielsweise durch Sprengungen in der Diamantenmine. Auch andere Verstöße gegen die sozioökonomischen Rechte der lokalen Bevölkerung wie die Zerstörung landwirtschaftlich genutzter Flächen gehören dazu.

So wurden in von Amnesty gezogenen Wasserproben stark erhöhte Nitratkonzentrationen festgestellt, die eine akute Gesundheitsgefährdung insbesondere für Säuglinge verursachen können.

Nachdem Amnesty International diese Probleme den Behörden von Sierra Leone und Meya Mining vorgebracht hatte, erhielt die Organisation im August 2022 eine Antwort des Unternehmens. Darin führte Meya Mining die Maßnahmen auf, die es unternommen hatte, um Anliegergemeinden zu konsultieren und schädliche Auswirkungen wie Wasserverschmutzung durch seine Bergbauaktivitäten zu vermeiden. Von den Behörden Sierra Leones hat Amnesty International bisher noch keine überzeugende Antwort erhalten.

“Amnesty International begrüßt zwar die neuen Maßnahmen von Meya Mining zur Verbesserung der Rechte der Bevölkerung. Wir fordern die Behörden von Sierra Leone und das Bergbauunternehmen aber dazu auf, gemeinsam mit den lokalen Gemeinschaften alles zu tun, um deren Belastung durch die Bergbauaktivitäten zu minimieren und sicherzustellen, dass die Leitprinzipien der Vereinten Nationen für Wirtschaft und Menschenrechte stets umgesetzt werden”, so Samira Daoud, Regionaldirektorin für West- und Zentralafrika bei Amnesty International.

Hintergrund

Am 19. Juli 2019 gewährte die Regierung von Sierra Leone dem Diamantminenbetreiber Meya Mining eine Lizenz zur Förderung von Diamanten im Wert von schätzungsweise 850 Millionen US-Dollar (rund 810 Mio. Euro) über einen Zeitraum von 25 Jahren. Meya Mining befindet sich zu 35 Prozent im Besitz des in Sierra Leone ansässigen Unternehmens Germinate (SL) Limited und zu 65 Prozent im Besitz des namibischen Unternehmens Trustco Group Holdings.

Bei der Recherche hat Amnesty International mit 128 Personen aus neun Gemeinden gesprochen, die von den Bergbauaktivitäten von Meya Mining betroffen sind. Darüber hinaus sprach die Organisation auch mit nationalen und lokalen Behördenvertreter*innen sowie führenden Mitarbeiter*innen von Meya Mining.