Kamerun: Dorgelesse Nguessan ist endlich wieder in Freiheit

Die Kamerunerin Dorgelesse Nguessan hatte sich 2020 friedlich an einem Protest beteiligt und kam dafür vier Jahre in Haft. Am 16. Januar 2025 wurde die alleinerziehende Mutter und Friseurin endlich freigelassen. Amnesty hatte sich lange für sie eingesetzt – unter anderem im Rahmen des Briefmarathons 2022. Herzlichen Dank an alle, die bei unseren Appell-Aktionen für die Freilassung von Dorgelesse Nguessan mitgemacht haben!

Jahrelang hatte Dorgelesse Nguessan auf ihre Freilassung und ein Wiedersehen mit ihrer Familie gehofft. Die Zeit im Gefängnis sei wie Folter gewesen, schrieb sie in einem Brief an Amnesty im Frühjahr 2024. Am 16. Januar 2025 kam sie nun endlich frei, nachdem ein Berufungsgericht ihre Strafe reduziert hatte. 

“Dorgelesse Nguessan kann zu ihrer Familie zurückkehren, nachdem sie über vier Jahre lang willkürlich inhaftiert war, nur weil sie friedlich ihre Menschenrechte wahrgenommen hat. Auch wenn heute ein Tag zum Feiern ist, hätte Dorgelesse Nguessan nie inhaftiert werden dürfen”, sagte Marceau Sivieude, amtierender Regionaldirektor von Amnesty International für West- und Zentralafrika.

Mehrere Jahre Haft für die Teilnahme an einer friedlichen Demonstration

Im September 2020 wurden in Kamerun über 500 Menschen festgenommen, weil sie an Protesten teilgenommen hatten, darunter auch Dorgelesse Nguessan. Die Proteste waren von der Oppositionspartei “Bewegung für die Renaissance Kameruns” (MRC) in mehreren Städten des Landes organisiert worden.

Dorgelesse Nguessan hatte aus Sorge um die kamerunische Wirtschaft an einer Demonstration in Duala teilgenommen. Sie wurde unter anderem wegen “Aufruhrs” und “öffentlicher Demonstrationen” angeklagt und am 7. Dezember 2021 von einem Militärgericht zu fünf Jahren Haft verurteilt. 

Amnesty International hatte die Inhaftierung von Dorgelesse Nguessan als willkürlich verurteilt und ihre sofortige und bedingungslose Freilassung gefordert. Im Rahmen des Amnesty-Briefmarathon 2022 und der “Briefe gegen das Vergessen” setzten sich Tausende von Amnesty-Unterstützer*innen weltweit für sie ein, schrieben Appelle und forderten ihre Freilassung.

“Ich weiß nicht, wie ich Amnesty dafür danken soll”

Im Frühjahr 2024 wandte sich Dorgelesse Nguessan aus dem Gefängnis mit einem Brief an Amnesty, um sich für den Einsatz der Amnesty-Unterstützer*innen zu bedanken: “Ihr seid auf uns zugegangen, als wir es am meisten brauchten. Mein Sohn war krank, meine Mutter war krank. Dass ich im Gefängnis bin, machte meiner Mutter sehr zu schaffen, es hat sie geschwächt. Der Briefmarathon gab ihr Kraft. Er hat uns allen Mut gemacht. Ich weiß nicht, wie ich Amnesty dafür danken soll.

Von den 2020 inhaftierten Demonstrant*innen sind immer noch 38 willkürlich inhaftiert. Die kamerunischen Behörden müssen sie unverzüglich freilassen und die Achtung der Menschenrechte, einschließlich des Rechts auf freie Meinungsäußerung, friedliche Versammlung und Vereinigungsfreiheit, gewährleisten.